Meine Frau ist Psychologin und Elementarpädagogin, liebt die Natur und hat ein eher distanziertes Verhältnis zur Technik. Besonders skeptisch ist sie gegenüber der Nutzung von Bildschirmen durch Kinder. Daher war ich nicht überrascht, als sie heute etwas aufgebracht zu mir kam.

„Das wird dich wohl stolz machen, aber unser Sohn (11) macht seine Deutschhausaufgaben mit ChatGPT! Ich will das nicht! Er verlernt ja noch das Denken!“, sagte sie empört.

Ich muss zugeben, es machte mich tatsächlich ein wenig stolz. Erstens, weil ich ihn nie dazu ermuntert habe, und zweitens, weil er das Tool so klug einsetzt. Doch die Bedenken meiner Frau spiegeln eine weitverbreitete Angst wider: Dass KI uns das Denken abnimmt und wir nicht wissen können, ob die erzeugten Inhalte überhaupt passen.

Der Blick über die Schulter

Neugierig ging ich zu meinem Sohn, um mir anzuschauen, wie er ChatGPT für seine Hausaufgaben nutzt. Die Aufgabe bestand darin, eine Personenbeschreibung eines Familienmitglieds zu erstellen. Mein Sohn hatte überlegt, wie er das am besten angehen könnte, und beschloss, sich einige Vorlagen zu besorgen. Er wandte sich an ChatGPT, gab die Beschreibung der Aufgabe ein, erklärte, wofür er das braucht und wie lang der Text sein soll, und ließ sich einige Beispiele generieren.

Anschließend verfasste er einen eigenen, sehr gelungenen Text über seine Schwester, wobei er die Erklärungen und Anregungen von ChatGPT berücksichtigte. Er übernahm nicht blind den ersten generierten Vorschlag, sondern prüfte und adaptierte den Text kritisch.

Die eigentliche Lektion

Als ich meiner Frau davon erzählte, konnte ich sie beruhigen: Unser Sohn macht genau das Gegenteil von „nicht selber denken“. Er findet eigenständig Lösungen, um seine Aufgaben besser zu bewältigen, und nutzt dabei KI als Hilfsmittel.

Diese Erfahrung spiegelt die Chancen und Herausforderungen wider, die mit der Nutzung von KI im Alltag einhergehen. Sie zeigt, dass es nicht darum geht, das Denken abzuschalten, sondern neue Werkzeuge effektiv und verantwortungsbewusst einzusetzen.

Meine Learnings und globalere Perspektive

  • KI ersetzt das Denken nicht, aber sie unterstützt enorm bei der Lösungsfindung.
  • Ein aktives Auseinandersetzen mit KI-Tools kann zu kreativen Lösungswegen und mehr Effizienz führen.
  • Ängste sollten ernst genommen und durch praktische Beispiele in Chancen verwandelt werden.

Fazit

Die Integration von KI in den Alltag, besonders in der Bildung, birgt großes Potenzial. Statt sie zu verteufeln, sollten wir lernen, sie sinnvoll zu nutzen und unsere Kinder dabei unterstützen, verantwortungsbewusst mit neuen Technologien umzugehen.

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